„Peer-Beratung kompetent“ – Fortbildungsreihe für Peer-Berater*innen in vier Modulen

Peer-Beratung für trans* und nicht-binäre Menschen bedeutet, dass die Beratung von weitergebildeten Personen aus der Community durchgeführt wird. Sie hat eine empowernde Funktion und bietet oftmals die erste Anlaufstelle und einen Ort der solidarischen Begegnung für trans* Personen. Berater*innen, die selbst über trans* und/oder nicht-binäre Perspektiven und Lebenswelterfahrungen verfügen, sind in besonderem Maße sensibilisiert für die Bedarfe der Ratsuchenden. Gleichzeitig kennen sie die alltäglichen Aspekte geschlechtsbezogener Marginalisierung, Minderheitenstress und Diskriminierung.

Dieses einzigartige Potential soll als communitybasierte Peer-Beratung regional nutzbar gemacht werden. Dabei sollen Ratsuchende individuelle Unterstützung erhalten. Gleichzeitig müssen Beratende für die vielfältigen Anliegen und oft herausfordernden Beratungssituationen professionalisiert werden. Sensibel und professionell beraten bedeutet, gelingende Beratungsbeziehungen zu schaffen, die vertrauensvoll und konstruktiv sind. So werden Ratsuchende gestärkt, um ihren individuellen Transitionsweg zu gehen.

Diese Fortbildungsreihe setzt sich mit den Herausforderungen der Peer-Beratung auseinander und bietet praktische Instrumente an. Innerhalb von vier Modulen werden Teilnehmende sensibilisiert zu wertschätzender und fachkundiger Peer-Beratung, damit sie als zukünftige Beratende den vielfältigen Situationen des Beratungsalltags gelassen und professionell begegnen können. Die Inhalte werden mit den Referent*innen jeweils anhand von dialogischen Gesprächen, multimodalen Übungen und fachpraktischen Beispielen erarbeitet und vertieft. Der konkrete Transfer des Gelernten auf die eigene Lebens- und Arbeitswelt soll unmittelbar nach jedem Abschnitt möglich sein. Dafür erhalten die Teilnehmenden jeweils ein umfangreiches Handout und Vernetzungsmöglichkeiten für die Arbeit nach dem Seminar.

Voraussetzung zur Teilnahme ist die persönliche Erfahrung trans* und/oder nicht-binärer Themen aus der eigenen Lebenswelt. Diese Nähe zu den Ratsuchenden kann auch zu herausfordernden Überschneidungen zu eigenen Themen führen: Die Fortbildung behandelt sensible und potenziell herausfordernde Themen wie (sexualisierte) Gewalterfahrungen oder Suizidalität. Daher ist es wichtig, dass die Teilnehmenden sich ihrer persönlichen Belastungsgrenzen bewusst sind. Die Fortbildung ist nicht dafür ausgelegt, eigene ungelöste Themen oder Krisen zu bearbeiten. Wir empfehlen eine Teilnahme nur dann, wenn Sie sich aktuell entsprechend belastbar fühlen. Bei Unsicherheiten sprechen Sie uns gern vorab an.

Die Teilnehmenden beschäftigen sich u.a. mit

  • ihrer Rolle als Peer-Berater*in,
  • Kommunikations- und Analysetechniken,
  • Kompetenzen und Grenzen des Peer-Beratungssettings im Hinblick auf soziale, rechtliche und medizinische Transitionsanliegen,
  • Organisatorischen, finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen,
  • Umgang mit Krisen, Belastungen und Grenzen,
  • Empowerment der Ratsuchenden (und Beratenden)
  • Reflexion der eigenen transgeschlechtlichen Biographie hinsichtlich der Beratungspraxis

Die erfolgreiche Teilnahme beinhaltet die aktive Teilnahme an allen vier Modulen der Fortbildung und die Ausfertigung einer schriftlichen Fallbesprechung. Abschließend erhalten auf diese Weise ein Zertifikat des Bundesverbandes Trans*.

Die Fortbildungs-Sprache im Seminar ist deutsche Lautsprache.

Die Uhrzeiten der Module sind jeweils Freitag ab 18 Uhr bis Sonntag, 13 Uhr.

Modul I: Struktur und Aufgaben von Beratung

23.-25.05.2025 in Präsenz (Bildungs- und Tagungszentrum HVHS Springe e.V.)

Im ersten Modul werden Fragen zur Haltung reflektiert und Formen von Beratung, Beratungsanliegen sowie Aufgaben und Ziele von Beratung erarbeitet. Die Lebenswelt der Ratsuchenden wird in Bezug auf Aspekte wie Minderheitenstress, Diskriminierungserfahrungen und Intersektionalität betrachtet. Die daraus entstehenden Vorerwartungen und potentiellen Barrieren für die gemeinsame Beratungsarbeit müssen mitgedacht werden, um empathisch auf Bedürfnisse der Menschen eingehen zu können. Ergänzend werden an diesem Wochenende Kommunikationsformen analysiert und reflektierbar gemacht.

Modul II: Informationen zu Transition(en)

13.-15.06.2025 online (Zoom)

Im zweiten Abschnitt werden Transitionsoptionen (rechtlich, sozial, medizinisch) detailliert besprochen. Ziel ist, dass die hohe Komplexität des erforderlichen Fachwissens strukturiert lernbar gemacht wird. Neben konkreten Hinweisen und Fakten zu Optionen der Namens- und Personenstandsänderung findet Austausch zu aktuellen politischen Entwicklungen und Erfahrungen in den jeweiligen Bundesländern statt. Behandelt wird auch das konkrete Prozedere medizinischer Optionen, deren Beantragung und Beratungsanliegen zur OP-Vorbereitung. Hier liegt ein Fokus speziell auf Beratung zur Antragsstellung bei Krankenkassen, Beurteilung von Gutachtenqualität und dem Erstellen von Widersprüchen.

Neben dem Faktenwissen zu Transitionswegen werden wieder die eigene Haltung und ethische Aspekte reflektiert. Ziel ist, Ratsuchende bei einer selbstbestimmten und informierten Transition zu unterstützen.

Modul III: Organisatorisches und Rahmen für Beratungsprozesse

18.-20.07.2025 online (Zoom)

Auch die beste Beratung leidet unter schlechter Vorbereitung und mangelhaften räumlichen Gegebenheiten. Im dritten Modul werden daher Raumanforderungen, organisatorisches rund um die Sitzungen und die Dokumentation von anonymisierter Beratung erarbeitet. Hierbei werden individuelle Lösungen für die jeweiligen lokalen Gegebenheiten der Teilnehmenden gesucht. Es wird unterschieden, welche Formen der Dokumentation beispielsweise für Geldgeber*innen wichtig sind und was eher der kommenden inhaltlichen Arbeit gebraucht wird. Zusätzlich erarbeiten wir eine routinierte Struktur für Beratungseinheiten, die auch dem Aufbau einer professionellen Beratungsbeziehung zuträglich ist.

Modul IV: Umgang mit schwierigen Themen, Krisen und Konflikten

29.-31.08.2025 in Präsenz (Bildungs- und Tagungszentrum HVHS Springe e.V.)

Aufbauend auf die bisherigen Erkenntnisse, wird im letzten Modul an herausfordernden Situationen in der Beratung gearbeitet. Um sich selbst und das Verhalten anderer zu verstehen, sind destruktive Dynamiken und teilbewusste Motive innerhalb sozialer Interaktion wichtige Ansatzpunkte. Thematisiert wird, welche Rollen in Konflikten Menschen einnehmen und welche dabei individuelle Stolperfallen der Teilnehmenden sind. Zentral ist hierbei, wie diese Rollen konstruktiv verändert und nutzbar gemacht werden können. Ebenfalls behandelt werden Problemlösestrategien und Grenzen der Beratung. Parallel werden empowernde professionelle Unterstützungsideen und Vernetzungsangebote gesammelt.

Die Teilnahme an allen Modulen ist Voraussetzung für den Erhalt des Zertifikates.

Termin/e:
Modul I: 23. bis 25. Mai 2025 in Präsenz
Modul II: 13. – 15. Juni 2025 online (Zoom)
Modul III: 18. – 20. Juli 2025 online (Zoom)
Modul IV: 29. – 31. August 2025 in Präsenz
Ort:

Bildungs- und Tagungszentrum HVHS Springe e.V.
und online via Zoom

Anmeldung:

Wenn Sie sich für die Fortbildung anmelden möchten, füllen Sie bitte den Anmeldebogen aus und senden diesen per Mail an anmeldung@bv-trans.de oder per Post an folgende Adresse:

Bundesverband Trans*
Prinzregentenstraße 84
10717 Berlin

Nach Eingang dieses Formulars erhalten Sie eine Bestätigung per E-Mail und eine Rechnung mit der Bitte, den Teilnahmebeitrag zu überweisen. Erst mit dem Eingang des Teilnahmebeitrages wird die Anmeldung wirksam. Ist kein Platz mehr frei, erfolgt umgehend eine Benachrichtigung.

Teilnahme­gebühr:

600 € für die komplette Reihe. Die Teilnahmegebühr ist umsatzsteuerfrei gemäß § 4 Nr. 22 a UStG. Die Buchung von einzelnen Modulen ist nicht möglich. 

Zielgruppe:
Die Fortbildungsreihe richtet sich sowohl an Menschen, die bereits Peer-Beratung anbieten, als auch an angehende Peer-Berater*innen. Das Ziel ist, dass Menschen nach dem Besuch der Fortbildung  eine noch kompetentere Peer-Beratung anbieten können.