Der Bundesverband Trans* begrüßt die nun abzusehende Fertigstellung der medizinischen Leitlinie für die Versorgung von Jugendlichen mit Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie.
Die gemeinsame Arbeit in den vergangenen sieben Jahren hat zu einer Leitlinie geführt, die von der Selbstvertretungsorganisation BVT* mitgetragen wird. Der Prozess gemeinsam mit den Vertreter*innen der Fachgesellschaften und Berufsverbände ermöglichte verschiedene Perspektiven zusammenzutragen, teilweise kontrovers zu diskutieren und konsensbasierte Empfehlungen für die Versorgung zu formulieren. Dabei spiegelt die Leitlinie eine deutliche Weiterentwicklung der Entpsychopathologisierung trans*geschlechtlichen und nicht-binären Erlebens wieder.
„Wir konnten mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen einen ausgewogenen fachlichen Diskurs führen und die legitimen Versorgungsanliegen von trans* und nicht-binären Jugendlichen und ihren Familien in den Mittelpunkt stellen“, berichtet Mari Günther eine der mandatieren Vertreter*innen der Selbstvertretungsorganisationen.
„Aus der Perspektive des BVT* ist es wichtig, dass sich die Versorgung für die behandlungs-suchenden jungen Menschen am aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion orientiert und damit zugänglicher wird“, so Mari Günther weiter.
Derzeit können Familien, die nach Beratung und Behandlung suchen, nur schwer einschätzen, mit welchem Wissensstand ihnen in der Medizin begegnet wird. Eine aktualisierte Leitlinie bietet allen Beteiligten Orientierung und bringt Klarheit in Entscheidungsprozesse.
“Der BVT* freut sich ebenso über die Erarbeitung eines spezifischen Kapitels innerhalb der Leitlinie, welches insbesondere die Beachtung des Diskriminierungsschutzes auch im Gesundheitswesen thematisiert. Die Diskriminierung von trans* Personen im Alltag und deren Folgen für die psychotherapeutische Begleitung werden so sichtbar und besprechbarer gemacht”, fügt Mari Günther hinzu.
Die medizinische Leitlinie stellt den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse dar und formuliert vor deren Hintergrund Empfehlungen für die fachgerechte Versorgung. Ein wichtiges Qualitätskriterium solch einer Leitlinie stellt die Einbeziehung von Selbstvertretungsorganisationen trans* und nicht-binärer Personen wie dem Bundesverband Trans* über den gesamten Zeitraum des Arbeitsprozesses dar.
Insgesamt waren mehr als 20 medizinische Fachgesellschaften und Fachverbände wie beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. (DGKJP), die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) oder die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) an der Erstellung beteiligt.
Auf die nun begonnene fachöffentliche Kommentierung und deren Auswertung folgt die Konsentierung der Leitlinie durch die beteiligten Gesellschaften, Berufsverbände und Selbstvertretungsorganisationen. Dies bildet den Abschluss der Leitlinienerarbeitung.
Weiterführende Links:
Die Leitlinien-Anmeldung kann auf der Internetseite der AWMF eingesehen werden. Dort ist auch eine vollständige Liste aller beteiligten Gesellschaften, Berufsverbände und Selbstvertretungsorganisationen zu finden.
Weitere Informationen zu den Inhalten der Leitlinie finden sich im Pressebriefing der Autor*innen der Leitlinie.
Dieses Statement kann als BVT*-Pressemitteilung im PDF-Format heruntergeladen werden.