Peer-Beratung für trans und nichtbinäre Menschen bedeutet, dass die Beratung von weitergebildeten Personen aus der Community durchgeführt wird. Sie hat eine empowernde Funktion und bietet oftmals die erste Anlaufstelle und einen Ort der solidarischen Begegnung für trans Menschen. Berater*innen, die selbst über trans und/oder nichtbinäre Perspektiven und Lebenswelterfahrungen verfügen, sind in besonderem Maße sensibilisiert für die Bedarfe der Ratsuchenden. Gleichzeitig kennen sie die alltäglichen Aspekte geschlechtsbezogener Marginalisierung, Minderheitenstress und Diskriminierung.
Dieses einzigartige Potential soll als communitybasierte Peer-Beratung regional nutzbar gemacht werden. Dabei sollen Ratsuchende individuelle Unterstützung erhalten. Gleichzeitig müssen Beratende für die vielfältigen Anliegen und oft herausfordernden Beratungssituationen professionalisiert werden. Sensibel und professionell beraten bedeutet, gelingende Beratungsbeziehungen zu schaffen, die vertrauensvoll und konstruktiv sind. So werden Ratsuchende gestärkt, um ihren individuellen Transitionsweg zu gehen.
Diese Fortbildungsreihe mit Dr. Daniel Masch setzt sich mit den Herausforderungen der Peer-Beratung auseinander und bietet praktische Instrumente an. Sie sensibilisiert in vier Modulen zu wertschätzender und fachkundiger Peer-Beratung, damit Beratende den vielfältigen Situationen des Beratungsalltags gelassen und professionell begegnen können.
Die Teilnehmenden beschäftigen sich u.a. mit
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ihrer Rolle als Peer-Berater*in,
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Kommunikations- und Analysetechniken,
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Kompetenzen und Grenzen des Peer-Beratungssettings im Hinblick auf soziale, rechtliche und medizinische Transitionsanliegen,
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Organisatorischen, finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen,
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Umgang mit Krisen, Belastungen und Grenzen,
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Empowerment der Ratsuchenden (und Beratenden)
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Reflexion der eigenen transgeschlechtlichen Biographie hinsichtlich der Beratungspraxis
Die erfolgreiche Teilnahme an der Fortbildung führt zu einem Zertifikat des Bundesverbandes Trans*. Die Fortbildungs-Sprache im Seminar ist deutsch. Die Teilnehmenden erhalten ein umfangreiches Handout und Vernetzungsmöglichkeiten für die Arbeit nach dem Seminar.
Die Inhalte werden mit dem Dozenten Dr. Daniel Masch jeweils anhand von dialogischem Gespräch, multimodalen Übungen und fachpraktischen Beispielen erarbeitet und vertieft. Der konkrete Transfer des Gelernten auf die eigene Lebens- und Arbeitswelt soll unmittelbar nach jedem Abschnitt möglich sein.
Modul I: 19.-21.04.2024 in Präsenz (Bildungs- und Tagungszentrum HVHS Springe e.V.)
Im ersten Modul werden Fragen zur Haltung reflektiert und Formen von Beratung, Beratungsanliegen sowie Aufgaben und Ziele von Beratung erarbeitet. Die Lebenswelt der Ratsuchenden wird in Bezug auf Aspekte wie Minderheitenstress, Diskriminierungserfahrungen und Intersektionalität betrachtet. Die daraus entstehenden Vorerwartungen und potentiellen Barrieren für die gemeinsame Beratungsarbeit müssen mitgedacht werden, um empathisch auf Bedürfnisse der Menschen eingehen zu können. Ergänzend werden an diesem Wochenende Kommunikationsformen analysiert und reflektierbar gemacht.
Modul II: 14.-16.06.2024 online (Zoom)
Im zweiten Abschnitt werden Transitionsoptionen (rechtlich, sozial, medizinisch) detailliert besprochen. Ziel ist, dass die hohe Komplexität des erforderlichen Fachwissens strukturiert lernbar gemacht wird. Neben konkreten Hinweisen und Fakten zu Optionen der Namens- und Personenstandsänderung findet Austausch zu aktuellen politischen Entwicklungen und Erfahrungen in den jeweiligen Bundesländern statt. Behandelt wird auch das konkrete Prozedere medizinischer Optionen, deren Beantragung und Beratungsanliegen zur OP-Vorbereitung. Hier liegt ein Fokus speziell auf Beratung zur Antragsstellung bei Krankenkassen, Beurteilung von Gutachtenqualität und dem Erstellen von Widersprüchen.
Neben dem Faktenwissen zu Transitionswegen werden wieder die eigene Haltung und ethische Aspekte reflektiert. Ziel ist, Ratsuchende bei einer selbstbestimmten und informierten Transition zu unterstützen.
Modul III: 27.-29.09.2024 online (Zoom)
Auch die beste Beratung leidet unter schlechter Vorbereitung und mangelhaften räumlichen Gegebenheiten. Im dritten Modul werden daher Raumanforderungen, organisatorisches rund um die Sitzungen und die Dokumentation von anonymisierter Beratung erarbeitet. Hierbei werden individuelle Lösungen für die jeweiligen lokalen Gegebenheiten der Teilnehmenden gesucht. Es wird unterschieden, welche Formen der Dokumentation beispielsweise für Geldgeber*innen wichtig sind und was eher der kommenden inhaltlichen Arbeit gebraucht wird. Zusätzlich erarbeiten wir eine routinierte Struktur für Beratungseinheiten, die auch dem Aufbau einer professionellen Beratungsbeziehung zuträglich ist.
Modul IV: 29.11.-01.12.2024 in Präsenz (Bildungs- und Tagungszentrum HVHS Springe e.V.)
Aufbauend auf die bisherigen Erkenntnisse, wird im letzten Modul an herausfordernden Situationen in der Beratung gearbeitet. Um sich selbst und das Verhalten anderer zu verstehen, sind destruktive Dynamiken und teilbewusste Motive innerhalb sozialer Interaktion wichtige Ansatzpunkte. Thematisiert wird, welche Rollen in Konflikten Menschen einnehmen und welche dabei individuelle Stolperfallen der Teilnehmenden sind. Zentral ist hierbei, wie diese Rollen konstruktiv verändert und nutzbar gemacht werden können. Ebenfalls behandelt werden Problemlösestrategien und Grenzen der Beratung. Parallel werden empowernde professionelle Unterstützungsideen und Vernetzungsangebote gesammelt.
Die Teilnahme an allen Modulen ist Voraussetzung für den Erhalt des Zertifikates.